Evangelische Pfarrgemeinde Waiern

 

1517

95 Thesen zur Kirchenreform
Martin Luthers Aufruf zur Kirchenreform breitet sich in ganz Europa aus: Studenten begegnen an deutschen Universitäten der neuen Lehre und bringen das Gedankengut in ihre Heimat.

1565

Evangelisch in Tiffen
Pfarrer Peter Pintsche wird vom Salzburger Erzbischof versetzt, weil er evangelisch predigt und Anhänger gewinnt.

1569

Zentrum Himmelberg
Die Feste Biberstein wird vom evangelischen Adelsgeschlecht der Khevenhüller erworben und von da an ein Zentrum evangelischer Predigt (Zulauf auch von Feldkirchner Bürgern).

1600

Ende des Aufbruchs
Der Seckauer Bischof Martin Brenner macht im Oktober Station mit seiner berüchtigten „Religionsreformationskommission“ in Feldkirchen – Auswanderung oder Rückkehr zum Katholizismus sind die Alternativen. Das zu 90% evangelische Kärnten wird rekatholisiert. Evangelisch Gesinnte können sich nur in entlegenen Gebieten hinter der Gerlitzen im Geheimen halten („Geheimprotestantismus“) und mit versteckten Bibeln und Kirchenpostillen (Predigtbüchern) ihren Glauben weitertragen.

1781

Toleranzpatent
Die Zeit der Ausweisungen und Verfolgung endet mit dem Toleranzpatent Kaiser Joseph II. die daraus entstehende und Feldkirchen am nächsten liegende sog. „Toleranzgemeinde“ ist Gnesau-Weißenbach. Sie wird zur „Muttergemeinde“ von Waiern.

1808

1. Gemeindegründung
Der Gewerke und Besitzer des Bamberger Amthofs Sebastian Natmeßnig stellt sein Anwesen zur Verfügung: Betsaal und evangelische Schule werden errichtet. Erster Pastor: Philipp Jakob Georgii aus Meiningen. Der Wiener Superintendent schreibt ihm: „Die Leute der dortigen Gegend kennen die Bibel halb auswendig.“

Wegen fehlender Geldmittel muss die Gemeinde 1816 wieder aufgelöst werden.

1851

Beginn in Waiern
Das Hofkanzleidekret genehmigt die Errichtung eines evangelischen Pastorates auf dem Gebiet der Ertl-Hube in Waiern. 1853 Einweihung der Trinitatiskirche. ca. 660 Gemeindeglieder gehören von Feldkirchen über Eggen am Kraigerberg bis Klagenfurt und Wolfsberg zur Gemeinde. 1. Pfarrer: Adam Wassertheurer.

1871-1925

Ernst Schwarz
Der aus Melk stammende Pfarrer Ernst Schwarz wird in Waiern neben seiner seelsorglichen Tätigkeit zum Gründer der diakonischen Arbeit.

1873

Gründung der „Kinderrettungsanstalt“
Das Ehepaar Ernst und Pauline Schwarz nimmt elternlose Kinder bis zum Bau eines eigenen Kinderheims (1888) bei sich in der Pfarrfamilie auf – Beginn der organisierten diakonischen Arbeit in Waiern.

1877

öffentliche Schule
Die seit Errichtung der Gemeinde erhaltene evangelische Schule bekommt das Öffentlichkeitsrecht und besteht bis 1931. Prägende Persönlichkeit neben Ernst Schwarz ist Oberlehrer und Organist Heinrich Leu.

1926

Nachgründerzeit
1925 stirbt die große Gründerpersönlichkeit Ernst Schwarz, die bis zuletzt aktiv tätig war.

Nachfolger wird der aus der Bukovina stammende Pfarrer Reinhold Engel, der zuvor Vikar in Wiedweg war. Pfarrer Engel erlebt bei seiner engagierten seelsorglichen Arbeit eine massive Verschlechterung der Lage der Evangelischen: in Österreich wirkt sich die repressive Politik des autoritären Ständestaates aus, der ein katholisches Österreich propagiert (Ehegesetzgebung, Erschwerung des Konfessionswechsels und Religionsunterrichts). Dies führt zu einer Übertrittswelle in die evangelische Kirche, aber auch zu einer Hinwendung vieler Protestanten zur illegalen Nationalsozialistischen Bewegung. Die Hoffnungen, die mit dem Anschluss ans „Mutterland der Reformation“ verbunden sind, werden aber bald empfindlich enttäuscht.

1938

Repressalien durch NS-Regime
Der neue Pfarrer Kurt Schaefer erlebt bereits 1939 die Enteignung der diakonischen Anstalten zugunsten der NS-Volkswohlfahrt und eine massive Erschwerung der kirchlichen Arbeit (Einschränkung des Religionsunterrichts und der Jugendarbeit, Hausdurchsuchungen nach „jüdischen Büchern“ etc.)

1945

Wiederaufbau
Durch die engagierte Arbeit von Pfarrer Kurt Schaefer und seiner Frau Edith kommt es nach dem Zusammenbruch zu einem inneren und äußeren kirchlichen Wiederaufbau: die Kinder- und Jugendarbeit blüht auf, die Kirchenmusik erlebt auch durch die Integration vieler Flüchtlinge einen Höhepunkt, Orgel und Innenraum der Kirche werden renoviert und 1953 die neuen Glocken eingeweiht. Nach der Berufung von Pfarrer Schaefer zum Rektor der „evangelischen Anstalten“ folgen ihm Paul Karzel (-1964), Hermann Brand (-1975), Johannes Satlow (-1986) und Martin Müller (-2023), Pfarramtskandidat Max Reisinger (seit Sept. 2023)